Wie – und warum – funktioniert die ATK-SV? Ein kleiner Einblick in die physikalischen Grundlagen.
Die Ausbildung in der ATK-Selbstverteidigung strebt die umfassende Vorbereitung des Sportlers auf reale Konfliktsituationen an: Er soll sich durch das ganzheitliche (physische und mentale) Training seiner eigenen Kraft bewusst werden, ein effektives Techniksystem verstehen und anwenden lernen sowie Selbstsicherheit und Verantwortungsbewusstsein entwickeln.
Direkt und schnörkellos
Bei der ATK-SV handelt es sich um eine reine Selbstverteidigung. Dementsprechend sind auch die Techniken bzw. die einzelnen Technikelemente ausgerichtet. Die einen rechtswidrigen Angriff beendende Verteidigung ist oberstes Ziel des ATK. An diesem ureigentlichen Zweck richtet sich alles aus. Ausgehend von diesem Systemziel ist eine ATK-Technik im erlaubten rechtlichen Rahmen zweckgebunden, direkt, praktikabel und wirkungsvoll. In der Anwendung beendet sie den Angriff in kürzest möglicher Zeit auf direktem Wege; sie ist schnörkellos, gradlinig und erfolgsorientiert. Deshalb steht im Mittelpunkt der ATK-Techniken der eigene Körper als das vielseitigste und verlässlichste Verteidigungsmittel. Neben den entsprechenden technischen Fähigkeiten werden durch gezieltes Training die körperlichen Voraussetzungen für die erfolgreiche Abwehr von Angriffen geschaffen: Reaktionsvermögen, Kraft, Timing, Kondition, Schnelligkeit, Beweglichkeit, Schmerztoleranz, Konsequenz, Taktik und Situationserfahrung.
Einfach und wirkungsvoll
Eine ATK-Technik ist leicht lern- und durchführbar und im Idealfall so universell, dass sie von den meisten Personen gegen die meisten Personen eingesetzt werden kann. Bezeichnend sind einfache und ökonomische Bewegungsabläufe und wirkungsvolle Griffe. Die besondere Effektivität entsteht durch das gezielte Ausnutzen der Schwachstellen des menschlichen Körpers, das heißt durch einen gezielten Gegenangriff auf Nervenzentren, zentrale Nerven und ungeschützte empfindliche Körperstellen. Zu den speziellen Merkmalen einer ATK-Technik gehört darüber hinaus der Einsatz der Handkralle. Diese spezielle Handhaltung ist die Mittelstellung zwischen der offenen und der geschlossenen (Faust) Handhaltung. Sie erlaubt Schläge mit dem Handrücken, kräftige Reiß- und Drucktechniken, ein schnelles Fassen und Ballen zur Faust sowie den Einsatz von Handballen, Handkante und Fingerknöcheln.
Modern und konsequent
Insbesondere das gezielte Ausnutzen der Schwachstellen des menschlichen Körpers, universell einsetzbare Techniken und einfache Bewegungsabläufe sind jahrelang eine systemtypische Besonderheit der ATK-SV gewesen. In letzter Zeit haben andere Stile die für die ATK-Selbstverteidigung typischen Elemente wie Reiß- und Drucktechniken aufgenommen und in ihr System integriert. Was vor 50 Jahren innovativ, radikal, gar revolutionär war, ist heute in den Grundzügen in vielen Systemen zu finden. Das liegt daran, dass diese sogenannten „Allkampfsysteme“ darauf abzielen, die besten Elemente unterschiedlicher Stilrichtungen miteinander zu kombinieren, und zum Besten aus dem ATK gehört zweifellos das Nutzen der Nervendruckpunkte. Dabei konzentrieren sich ATKler grundsätzlich auf das Wesentliche. So verfügen sie im Vergleich zu anderen Kampfsportlern möglicherweise über eine schmalere Basis, aber was sie tun, beherrschen sie nahezu perfekt. Dafür sorgt eine weitere ATK-typische Besonderheit: Die ATK-SV beruht auf einer festgeschriebenen Technikserie (Prüfungsprogramm), die als wesentlicher Bestandteil im Rahmen von Prüfungen detailgetreu demonstriert werden muss.
Automatisch und intuitiv
Die vorgegebenen Techniken des Prüfungsprogramms verkörpern die hinter der ATK-SV stehende Idee. Das stete Üben der Programmtechniken führt dazu, dass sie im Bedarfsfall automatisch und intuitiv angewandt werden; die Kunst liegt hier in der Reduktion. Der begrenzte Technikfundus erleichtert die Entscheidungsfindung und verkürzt somit auch die Reaktionszeit – in einer bedrohlichen Situation ein wesentlicher Vorteil. Um das zu erreichen, beruht das ATK-Training wesentlich auf dem regelmäßigen Üben genau vorgeschriebener Techniken. Erst fortgeschrittenen Schülern und Meistern eröffnet das Prüfungsprogramm auch Möglichkeiten, mit freien Techniken eigene Schwerpunkte zu setzen und dabei etwa alltägliche Hilfsmittel wie Regenschirm oder Gürtel zu verwenden. Die Auseinandersetzung mit der Handhabung, Funktion und Abwehr verschiedener Waffen gehört ebenso zur Ausbildung wie adaptierte Technikserien aus traditionellen Systemen wie Jiu-Jitsu oder Karate, die den Horizont und das technische Verständnis erweitern.